Regenbogen... das war das Erste woran sich Manu tatsächlich erinnern konnte. Seine Kindergartengruppe hieß “Regenbogen”. Sein erster Tag dort war schwierig, er wollte die Hand seiner Mama einfach nicht loslassen, wollte nicht dort gelassen werden. Für ihn kam es einer Strafe gleich. Der damals Dreijährige verstand nicht, dass seine Mama wieder anfangen musste zu arbeiten, damit sie ein Dach über den Kopf hatten. Die Kindergärtnerin und seine Mama redeten sanft auf ihn ein, erzählten ihm, wie toll es hier war und wie viel Spaß er haben würde und tatsächlich ließ er die Hand von ihr los, ersetzte sie durch die Hand der Kindergärtnerin und betrat die Kindergartengruppe. Überall tollten Kinder herum, alle zwischen drei und sechs Jahre alt. Sie hatten wirklich Spaß und es gab hier überall Sachen zum Spielen. Dennoch wandte Manu seiner Mama einen unsicheren Blick zu, diese lächelte aufmunternd und schließlich fasste der kleine Junge seinen Mut zusammen und ging mit der Kindergärtnerin mit.

Diese erste Erinnerung hatte sich in sein Gedächtnis geprägt und obwohl er mittlerweile erwachsen war, konnte er sich noch lückenhaft daran erinnern. Vor allem aber an das Gefühl der Trennung. Nicht dass seiner Mama was passiert war, viel mehr ging es um seinen Papa. Dieser verließ die Familie für eine andere Frau, ein paar Wochen bevor er in den Kindergarten kommen sollte. Es hatte ihn ziemlich mitgenommen, doch genau deswegen wurde er überhaupt in den Kindergarten gegeben, denn von irgendwas hatten seine Mama und er ja leben müssen.

Manu war schon immer ein sehr stilles Kind gewesen und auch als er in die Schule kam, änderte sich daran nur wenig. Er war sehr schmächtig und kränklich, beinahe jede Grippewelle nahm er mit. Zudem hatte er seit der Kindheit Asthma. Daher waren Lungenentzündungen sehr gefährlich, auch durfte er nicht so viel Sport machen, saß im Schulsport oftmals auf der Bank, was seine schmächtige Statur erklärte.
Trotzdem lernte er andere Schulkameraden kennen, fand ein paar Freunde, mit denen er sich wirklich gut verstand. Sie trafen sich oft zum Spielen und wenn sie auf dem Spielplatz waren tobten sie unbekümmert herum. Dadurch ereignete sich, dass Manu irgendwann beim Spielen einen Asthmaanfall erlitt und beinahe umgekommen wäre, wäre da nicht zufällig ein junges Pärchen vorbeispaziert, welches sofort den Notarzt rief. Der Mann war Sozialarbeiter und wusste durch seine Erfahrung mit dem Anfall umzugehen, sodass der Kleine bis der Notarzt kam, durchhielt.
Im Krankenhaus stellte sich dann heraus, dass Manu an einer verschleppten Lungenentzündung litt. Seine Mama war sofort ins Krankenhaus gekommen, saß aufgelöst an seinem Bett und sprach mit dem Arzt, welcher den kleinen Jungen da behalten wollte um die Entzündung zu behandeln und um ihn zu beobachten.

Dies sollte nicht sein einziger Aufenthalt bleiben. Durch seine Krankheitsanfälligkeit litt er oft an solchen Problemen, musste das Bett hüten. Obwohl er dadurch oft in der Schule fehlte, schaffte Manu seinen Abschluss, nicht mit Bestnoten, aber immerhin. Seine Mama war tierisch stolz auf ihn.
Nach der Schule beschloss Manu zu studieren, er studierte Sozialpsychologie, denn er wollte anderen Kindern und Jugendlichen helfen, wenn diese Probleme hatten. Daher war es eine Tat, die er mehr als bereute, denn er dealte, da es ihnen an Geld mangelte, mit Drogen auf dem Unigelände. Irgendwann erwischte man ihn und er bekam ein Jahr Gefängnis aufgedrückt. Dieses Jahr war das Schrecklichste. Es brannte sich in sein Gedächtnis ein, er bereute sein Tun und war froh, als er die Zeit abgesessen hatte, endlich wieder in die Freiheit hinaus durfte.

Er schloss sein Studium ab und arbeitete von da an bei der Stadt im Familienzentrum als Sozialpsychologe, ein Beruf, der ihn aufblühen ließ. Es taugte ihm.

1990 • Wenn Kinga Nowak mit ihren knappen 20 Jahren einen Wunsch hatte, dann dass das verdammte Balg wenigstens noch bis nach Weihnachten wartete, um sich den Weg nach draußen zu bahnen. Aber es kam, wie es kommen musste. Die junge Prostituierte bekam mitten in der Nacht ihre Wehen.. So hatte sie sich ihr Leben definitiv nicht vorgestellt. Niemals hätte sie gedacht, dass sie sich bei ihrem Abschlussball ausgerechnet von Antonio Morelli würde schwängern lassen, dem größten Schwerenöter und Unruhestifter der Schule. Sie hätte nicht gedacht, dass ihre katholisch-orthodoxe Familie sie vor die Tür setzen würde; und wenn ihr vor einem Jahr jemand gesagt hätte, dass sie heute ihren schwangeren Körper verkaufte, um ihre winzige Wohnung, Essen und ab und an ein bisschen Stoff zu finanzieren, hätte sie demjenigen wohl einen Vogel gezeigt.
Natürlich wusste sie, dass das Zeug, was sie nahm, dem Kind schaden könnte; doch sie brauchte den Rausch, um ihre Arbeit erträglich zu machen; und vielleicht hoffte sie insgeheim auch, dass der liebe Gott Erbarmen mit dem Armen Ding haben würde und es zu sich holte, bevor es in diese kalte, graue Welt kam.
Doch dem war nicht so. Unter lautem Fluchen weckte Kinga den wesentlich älteren Freier, der neben ihr im Bett lag; Immerhin hatte er darauf bestanden, ihr das Blaue vom Himmel zu versprechen, sie von anderen Kerlen weggeholt, damit sie ihm Gesellschaft leistete.. Und das hatte er nun davon. Sie hätte es schlechter treffen können. Der Typ fuhr sie immerhin ins Krankenhaus, wenn er auch machte, dass er davon kam, sobald es die schreiende Polin durch die Schiebetüren der Notaufnahme geschafft hatte. An diesem Abend erblickte Neron Morelli das Licht der Welt; ein gesunder, kräftiger Junge..
Als Antonio Morelli in dem Sportwagen seines Vaters vor dem Krankenhaus parkte, drohte sich Kingas Schicksal jedoch drastisch zu verändern. Der Vater ihres Kindes hatte in Rücksprache mit seinen stinkend reichen Eltern eine Entscheidung getroffen, die ihrer aller Zukunft für immer verändern würde.. Er wollte Verantwortung übernehmen.

1993 • Natürlich liebte Kinga ihren Sohn, immerhin hatte sie hart daran gearbeitet, dieses Balg überhaupt erst in diese Welt zu bringen.. Doch irgendwie musste sie das Essen auf dem Tisch finanzieren. Es war, als versuchte man, zwei Kinder gleichzeitig großzuziehen; anstatt sich um ihrem Sohn zu kümmern, wie es andere Mütter taten, ließ Kinga den Kleinen stundenlang schreien oder verschwand gleich ganz aus der Wohnung.. Sie sprach ausschließlich Polnisch mit Nero, schimpfte in seiner Gegenwart. Sie zwängte sich in ihre alte Arbeitskleidung und ließ sich von fremden Männern Drinks ausgeben, blieb teilweise die ganze Nacht lang weg.. Und mehrfach stolperte sie völlig zugedröhnt zurück nach Hause. Sie vernachlässigte ihr Kind, in dem verzweifelten Versuch, ihre verlorene Jugend weiterhin auszuleben.. Dass Antonio regelmäßig vorbei kam, um seinen Sohn abzuholen, war ihr ein Dorn im Auge. Er würde das Kind vollkommen verziehen, wenn er ihn ständig in schicke Restaurants schleifte und ihm ständig neue Spielsachen und Klamotten kaufte.. Aber das Lächeln auf Neros Lippen zeigte ihr, wie sehr er seinen Vater und den Luxus schon in jungen Jahren liebte.

1998 • Je älter Nero wurde, desto weniger schien seine Mutter in seinem Leben überhaupt noch eine Rolle zu spielen. Er lernte früh, allein klarzukommen, um den Dreck in der Wohnung und seine berauschte Mutter herum zu leben. Morgens machte er sich allein für die Schule fertig, machte sich Cornflakes zum Frühstück, deckte die auf der Couch schlafende Kinga zu und machte sich auf den Weg zur Schule, durch das schlimmste Viertel in Detroit. Er sah viel Armut und Gewalt, lernte, wann er besser die Klappe hielt und wie er sich gegenüber Älteren behaupten konnte. Nero verbrachte mehr und mehr Zeit mit seinem Vater, seinen Großeltern und Arbeitskollegen, absolvierte erste Praktika im Familienbetrieb. Er lernte schnell, war ehrgeizig - und arbeitete hart, um es eines Tages im Leben leichter zu haben, als seine Mutter. Und er sah zu seinem Vater auf, bemühte sich in den kommenden Jahren, sich seinen Respekt zu verdienen und seinen Vater stolz zu machen — immerhin hatte er sonst niemanden, dessen Wertschätzung er hätte erhalten können. Nero stieg früh in einen Boxclub ein und der Anblick seines Vaters am Rande des Ringes spornte ihn zu Höchstleistungen an.. Ihm war bewusst, dass Antonio woanders eine andere, eine richtige Familie hatte, aber davon blieb Nero weitgehend unberührt.. Er balancierte auf einem schmalen Grat zwischen zwei Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten und würde sich bald entscheiden müssen, wie seine Zukunft aussehen sollte..

2004 • Im Schoße der Firma wuchs Nero zu einem stattlichen, jungen Mann heran. Er bewegte sich unter den Geschäftsmännern und Anzugträgern wie unter einer Gruppe von Freunden, er besuchte Partys, bewunderte wohlgeformte Frauen, teure Autos und probierte sich mit älteren Kids an Alkohol und Drogen aus. Die vorwiegend männlich geprägte Umgebung hatte Vor- und Nachteile.. Seine Aggressionsprobleme machten sich bemerkbar, er ließ sich in Auseinandersetzungen immer wieder provozieren und verlor die Kontrolle über sich selbst und seine Fäuste.. Frauen gegenüber beschränkte er sich auf Körperlichkeiten, seine rastlose Mutter hatte sein Vertrauen in ihr Geschlecht erschüttert. Nero wurde genauso fanatisch, was Autos anging, wie er es vorgelebt bekam. Er nutzte die Techniken, die er im Training gelernt hatte, auf der Straße; der Verein schloss ihn bald aus, doch bis dato hatte Antonio sich überlegt, wie praktisch eine Profi-Karriere für seinen Jungen sein könnte.. Und Nero genoss, dass ihn bald auch seine Mitschüler in der High School bewunderten und respektierten. Er sah gut aus, war sportlich aktiv, seine Familie hatte Geld, und er den Zugang zu Drogen und Alkohol.. Dass Nero Morelli die wildesten Partys organisierte, sprach sich an seiner High School bald herum.

2011 • Nero machte sich schnell einen Namen in der Box-Szene. Er war jung, er war motiviert und sein Blut kochte. Seine Vorstrafen waren in dieser Branche kein Hindernis. Im Vergleich zu anderen Boxern seiner Gewichtsklasse war er erbarmungslos, der Jubel am Rande des Ringes war berauschend für ihn, er konsumierte Drogen, um sich selbst zu Höchstleistungen zu peitschen, akzeptierte immer mehr illegale Kämpfe, um sich den Weg zum professionellen Boxring zu ebnen.. Tattoos breiteten sich langsam über seinen Körper aus. Teure Autos, hübsche Frauen, Drogen, Alkohol, der Jubel der Massen.. Doch Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall. Bei einer solchen Gelegenheit prügelte er im Rausch auf einen Widersacher ein; dieser starb bald darauf infolge seiner Verletzungen.. „Il Diavolo“ ging durch die Zeitungen und Nero erhielt einen Ruf, der ihn ein Leben lang begleiten würde, auch, nachdem die Ermittlungen gegen ihn eingestellt worden waren.

2017 • Antonio nutzte jede Gelegenheit, um seinen Sohn wissen zu lassen, wie schwer es gewesen war, ihn aus dem Verfahren herauszuboxen. Der junge Erbe eines Multi-Millionen-Dollar-Imperiums, der dazu auch noch ein Bastardsohn seines stinkreichen Vaters war, hatte im Drogenrausch einen Widersacher vor laufenden Kameras zu Tode geprügelt.. Die Presse zerpflückte die Ereignisse, Nero geriet mehr als einmal in den Fokus des medialen Interesses. Dieser Skandal überschattete die teilweise zwielichtigen Geschäfte seines Vaters.. Und obwohl Antonio ihn gelehrt hatte, dass es mehr als eine Version der Wahrheit gab und Recht und Unrecht biegsame Begriffe waren, zerfraß Nero die Schuld, die er fühlte. Er trat ein Studium an einer Elite-Universität an, die seine Großeltern für ihn ausgesucht hatten, schloss dieses in den darauffolgenden Jahren mit herausragenden Noten ab. Das Familienunternehmen wartete auf ihn.. Und mit dem überraschenden Tod seines Vaters würde Nero offiziell zum Geschäftsführer von Morelli Motors Corp. werden.

In einer stürmischen Novembernacht erblickte Charly im Jahr 1996 nur kurz nach ihrer Zwillingsschwester Chloe das Licht der Welt. Aufgewachsen in Ansehen und Reichtum hatte es den kleinen Mädchen nie an etwas gemangelt. Aufgrund dessen, dass ihr Eltern allerdings oft durch Geschäftsreisen verhindert waren, tummelten sich um die kleinen Ladys unzählige Nanny, die sie von morgens bis abends umsorgten.
Schon früh fand Charly ihren Lieblingsplatz in der Küche zwischen all den Lebensmitteln und der Chefköchin, welche schon bald so etwas wie ihre beste Freundin wurde und in ihr den Wunsch weckte, selbst einmal Köchin zu werden. Ganz zum Missfallen ihrer Eltern, die viel größere Erwartungen an ihre Tochter hegten. Und so kam es, dass sie das kleine Mädchen – ebenso ihre Schwester – auf den Einstieg in ihre erfolgreiche Firma integrierten, die Wein und diverse Spirituosen herstellen. Die beiden Schwestern fügten sich tatsächlich den Vorstellungen ihrer Eltern, obwohl zumindest Charly ganz andere Pläne hatte. Wie viele in ihrem Alter wollte sie ihr Leben einfach nur genießen und nicht an den Ernst des Lebens denken. Deshalb gerät sie auch öfters mit ihren Eltern aneinander, weil die unterschiedlichen Vorstellungen zu mehr und mehr Spannungen führen. Zu ihrer Schwester hat Charly ein sehr gutes Verhältnis. Sie halten immer zueinander und unterstützten sich gegenseitig.
Ihr Studium begann Charly mit Schwierigkeiten. Sie wählte unterschiedliche Fächer, unter anderem BWL, Chemie und Kunst. Während sie sich unter anderem, neben dem Kochen, auch für Kunst interessiert, gerne zeichnet und kreativ ist, wird sie sich vermutlich trotzdem den Ansprüchen und Plänen ihrer Eltern fügen und BWL als Hauptfach absolvieren. Derzeit befindet sie sich im ersten Studienjahr, sodass ihr noch ein bisschen Zeit dafür bleibt, sich tatsächlich für ein Hauptfach zu entscheiden. Dennoch ist ihr bewusst, dass sie sich gegen den Willen ihrer Eltern kaum zur Wehr setzen kann – auch wenn sie es immer wieder versucht. Bereits ihre Jugend war mit einigen Rückschlägen und rebellischen Phasen verbunden. Während Chloe sich den Wünschen ihrer Eltern gebeugt hatte, tat Charly alles dafür, aus der perfekten Familie auszubrechen. Alles umsonst.
Dennoch sieht sie an der Uni jetzt eine Chance, ihr Leben vielleicht ein Stück weit nicht mehr nur nach ihren Eltern zu richten und in den kommenden vier Jahren unabhängig von ihnen zu leben. Während sie nämlich die meiste Zeit auf Geschäftsreisen unterwegs sind, bekamen die zwei Schwestern gemeinsam ein luxuriöses Apartment in Campusnähe zur Verfügung gestellt, um den Fahrtweg zur Uni zu verkürzen. Keine Kontrolle, endlich ein bisschen Freiheit und vielleicht sogar genügend Entfernung, um endlich einen Plan zu schmieden, ihren Eltern zu verdeutlichen, dass der Weg, den sie für ihre Tochter gewählt haben, eben nicht jener war, für den sich Charly ebenfalls entscheiden würde..

Jonathan lebte sein ganzes Leben bis zum heutigen Tage in Las Vegas. Er wurde hier geboren, er ging hier in die Schule. Er erlernte hier seinen Beruf.
Sie lebten in einem kleinen Haus am Rande der Stadt, aber das Haus gehörte ihnen. Sie hatten es von ihrer Mutter geerbt und waren hier hergezogen, als die Ehe kaputtging.
Seine Mutter war alleinerziehend, die Eltern waren geschieden. Kurz nach dem sein jüngerer Bruder, vor 21 Jahren geboren war.
Es gab schon vorher immer Streitereien. Jonathans Erzeuger schlug die Mutter und schlug auch ihn, er half der Mutter und stellte sich oft zwischen das streitende Paar. Auch wenn er noch ein kleiner Junge war, bekam er immer wieder auch Prügel.
Als der Kleine geboren war, trennte sich die Mutter von seinem Vater, endlich ging ihr ein Licht auf. Sie musste ihre Kinder beschützen.
Seinen Vater hatte er seitdem nie mehr gesehen, er saß wohl in einem Gefängnis ein. Er war schon immer der Schlägertyp. Trank zu viel und fuhr dann betrunken mit dem wagen.

In der Highschool war Jonathan ein nicht so gern gesehener junger Mann. Er gehörte zu den Randgruppen, eine dieser Gruppen waren die Nerds, oder die Freaks, Gotik, er kam aus dem Armenviertel und hatte eben nicht die neueste Mode an, deswegen wurde er von den meisten Jugendlichen missachtet.
Aber es gab welche, die waren wie er, es gab immer welche, die wie er waren, man konnte dann nicht anders sich zusammen rotten.
Er sagte immer zu den anderen, dass sie stolz sein sollten, anders zu sein, nicht so versnobt zu sein, wie alle anderen. Sie sollten stolz sein, gegen den Strom zu schwimmen. Stolz zu sein, über jeden Menschen, der den Kopf schüttelte, wenn sie an ihnen vorbeigingen. Er wollte den Kameraden ein bisschen Ehre zurückgeben. Aber insgeheim, wollte er so sein wie die anderen. Er wäre gern am Abschlussball als König gewählt worden, aber es kam nie dazu. Niemand hätte ihn gewähnt. Oder sollte man sagen, fast niemanden.
Die Jahre vergingen, er schaffte mit Ach und Krach seinen Abschluss, studieren wollte er nicht, oder konnte er nicht. Dazu fehlte ihm das Geld, er war auch nicht wirklich schlau genug.
Er musste auch bald arbeiten gehen, um seine Mutter finanziell zu unterstützen. Der jüngere Bruder sollte es besser haben, er sollte auf eine höher führende Schule gehen und studieren dürfen.

Er arbeitete schon neben der Schule in einem Walmart, als Rechtslauffüller. Nebenbei putzte er auch noch in einer Fabrik, als er mit der Schule fertig war, jobbte er in einem fast Food laden.
Stand an der Kasse und putzte nach Feierabend die Frisöse und den Grill und alles andere.
Jonathan wollte Fotograf werden und fand tatsächlich eine Lehrstelle, er ging nun wieder auf die Schule, arbeitete nebenbei bei dem Fotografen und jobbte nach Feierabend noch im Supermarkt, dieser hatte ja die ganze Nacht geöffnet. Den Job in der Fast-Food-Kette machte er nicht mehr. Er brauchte auch ab und zu Schlaf und wollte auch ab und zu das machen, was andere junge Menschen in ihrer Freizeit taten.
Die Lehrzeit verging ziemlich schnell, er schaffte seine Prüfungen mit guten Noten und wurde auch von dem Fotografen erst mal übernommen, so hatte er eine Arbeit und saß nicht auf der Straße. Jonathan hatte während der Schulzeit keine Freundin und auch nicht allzu viele Freunde. Dass er keine Freundin hatte, lag allerdings daran, dass er schwul war und das nicht herumposaunen wollte. Das musste keiner wissen, es gab einen jungen Mann in der Highschool, in den war er mal verknallt. Dieser war Ballkönig geworden und behandelte Jonathan wie den letzten Dreck.
Wie könnte er einem Mann sagen, was er für ihn empfand, wenn dieser, ihn nur als Dreck sag und nicht als einen begehrenswerten Mann.

Er sah immer nur von oben auf ihn herab, aber der junge Fotograf hatte nie aufgehört, was für ihn zu empfinden. Auch wenn es aussichtslos war.
Nun lebte Jonathan immer noch in dem Häuschen seiner Mutter, mit seinem jüngeren Bruder und seiner Mutter, er hatte Arbeit und ein paar Freunde, was wollte er mehr.