Ruby erblickt am letzten Tag des Jahres das Licht der Welt. Bei der Geburt hatte sie rote Haare, weswegen ihren Eltern die Entscheidung des Names nicht schwer fiel. Ruby leitet sich ja von Rubin, dem roten Edelstein, ab. Leider hat sich das Rot recht schnell in Braun gewandelt, was ihre Eltern ein wenig schade fanden, aber nicht ändern konnten. Die erste Jahre blieb ihre Mutter zu Hause, nahm dann aber in dem Haus der Vanderbilts den Job als Putzfrau an und brachte Ruby mit, denn Geld für einen Babysitter, geschweige denn einen Kita Platz hatte die Familie nicht.

Gemeinsame Story mit Matt (ich war mal so frei, das zu kopieren und entsprechend abzuwandeln):

Als Ruby klein war, musste ihre Mutter sie oft heimlich mitnehmen, weil kein Geld für einen Babysitter da war. Dabei hatte Ruby sich immer gut versteckt. Eines Tages fand Matt Ruby allerdings, aber anstatt sie zu verpetzen, habt er mit ihr gespielt. Matt habt sich jedes Mal gefreut, wenn Ruby wieder da war und sie wie Wendy und Peter Pan durch das Haus „geflogen“ sind.
Ruby hat eine liebevolle Seite an ihm kennengelernt, die sein Vater systematisch zerstört hatte in dem er ihn in ein ungewolltes Leben und in eine Rolle gezwängt hat. Dann gingen die beiden auf die Middle School und verloren sich aus den Augen.
Doch eines Tages kam Matt früher als sonst nach Hause und Ruby hat sein Zimmer aufgeräumt. Er hätte ihr beinah eine Ohrfeige verpasst und erkannte im letzten Moment wer vor ihm stand. Ruby warst zu einer echten Schönheit herangewachsen.
Leider war er nicht mehr der fantasievolle Peter Pan von früher. Der Junge, der nie erwachsenen werden wollte und hatte sich zu einem verbitterten Tyrannen entwickelt, der bereits erkannt hatte, dass er schwul war, aber es nicht wahrhaben wollte, weil sein Vater ihm eingetrichtert hatte, dass Homosexualität was Abartiges war.
Doch was hat das alles mit Ruby zu tun? Matt schlägt ihr einen Deal vor. Sie wirst seine Fake Freundin. Sie verpflichtet sich bis zu seinem Collegeabschluss an seiner Seite zu bleiben, denn danach soll er eine gewisse Lydia Rockefeller heiraten.
Ein Vanderbilt heiratet eine Rockefeller. Das ist jetzt schon das gesellschaftliche Ereignis. Dabei kennt er die junge Dame noch nicht mal.
Im Gegenzug wechselt Ruby von der staatlichen Schule auf die Meadows School. Das Schulgeld, Kleidung und weitere Auslagen werden übernommen. Anschließend würde Ruby Matt nach Harvard begleiten und selbst diese Kosten würden übernommen werden.
Wie konnte Ruby dem nicht zustimmen? Eine bessere Ausbildung ermöglicht einen besseren Abschluss und später einen besseren Job. Ruby könnte mit einem Schlag alle Probleme ihrer Familie lösen. Die natürlich auch zusätzlich entlohnt werden.
Ruby müsstest nur „ja“ sagen und in diese riesige Villa einziehen und das tut sie. Es war einfach Matts Mutter und Vater zu überzeugen. Der Sohn hatte ein neues Spielzeug und wurde gefügiger. Sogar die Noten besserten sich ein wenig.
Das Einzige was Ruby tun muss, ist den Mund halten und die Rolle der verliebten Freundin spielen. Niemand durfte von ihrer wahren Herkunft erfahren, denn angeblich ist sie die Tochter einer Modelfreundin seiner Mom, die gerade eine schwierige Zeit durchmacht und Ruby deswegen bei den Vanderbilts ist. Dabei haben sich die beiden ineinander verliebt.
Es ist der reinste Traum für Ruby und sie kann es kaum erwarten, in dieses neue Leben zu starten. Zu Beginn war alles neu und toll, aber sukzessiv erkennt sie, was für ein Tyrann er geworden ist. Sie bekommt es am eigenen Leib zu spüren, denn Matt schikaniert nicht nur seine Mitschüler, sondern auch Ruby. Es geschieht niemals in der Öffentlichkeit, aber sobald sie hinter geschlossenen Türen sind, zeigt sich sein wahres Wesen.
Mit der Zeit stellt Ruby fest, dass es vielleicht ein Fehler war, denn sie fühlt sich wie der Vogel in dem berühmten goldenen Käfig.

"Hey Gurl,
Geboren wurde ich als erstes von vier Kindern als Sohn einer Schottin und eines Amerikaners. Und damit meine ich typisch amerikanisch. Mein Dad heißt John, schraubt gerne an Autos, trinkt Bier, besitzt Waffen und trägt gerne Flanellhemden und Dockers. Nicht die besten Voraussetzungen für einen ältesten Sohn, wenn aber nun eben gerade dieser schwul ist... und es sein größter Traum ist, Modedesign zu studieren. Zum Glück habe ich mittlerweile keinen Kontakt mehr zu Dad.. Man kommt einfach irgendwann im Leben an einen Punkt, an dem man sich entscheiden kann, seinen eigenen Weg zu gehen und loszulassen, oder aber dafür zu sorgen, dass die eigenen Eltern happy sind. Doch dann wirst du nie glücklich werden. Das weiß ich, weil ich es die ganze Schulzeit lang versucht habe. Es macht keinen Sinn, für Andere zu leben, denn die einzige Person, die zählt, ist die, mit der du am Ende im Sarg liegst: Du selbst. Ich hatte es wirklich nicht leicht in der Schule, aufgewachsen bin ich in Tenesse. Das sagt schon alles glaube ich. Als Schwuler legt man sich einfach irgendwann eine dicke Haut zu. Als Dragqueen sowieso. Aber wie kam es dazu? Nunja, nachdem ich ungefähr meine ganze Jugend mit dem Makeup meiner Mutter geübt hatte, bin ich direkt nach meinem Schulabschluss nach New York gegangen. Ich wollte einfach nur weg aus Tenesse. In New York arbeitete ich als Makeup Artist für MAC... Ich lebte für meinen Traum, Musicaldarsteller zu werden und sparte jeden Cent für Tanz- und Gesangsunterricht... bis ich eines Abends einen Schwulenclub besuchte und dort eine Dragqueen namens Sissy Diamonds kennenlernte. Sie wurde gewissermaßen meine Dragmum, packte mich das erste Mal in Drag und eröffnete mir eine bisher ungeahnte Welt. Ich war fasziniert und süchtig. Bald hatte ich meine eigenen Auftritte und vor mittlerweile beinahe fünf Jahren bin ich nach Vegas umgezogen. Hier hat man einfach mehr Spaß als im anonymen New York..."

Lange hatte das Varlett-Paar bereits versucht ihren Kinderwunsch zu erfüllen, dementsprechend stellte Calliopes Geburt einen wahren Segen für das Haus dar. Geboren in Tacoma, WA verlebte Calliope als Einzelkind ihrer Eltern Harriet und Douglas ein ruhiges Leben mit allerlei Vor- und Nachteilen voller Aufmerksamkeit. Mit entsprechendem Geld gesegnet, fiel es der Familie leicht über die Runden zu kommen und traditionelle Werte lagen den Varletts am Herzen.

Bereits früh verstand Calliope was man von ihr erwartet und war mehr als willig diese Wünsche zu erfüllen. Ihre Eltern stellten für sie stets Respektspersonen dar, die sie gleichermaßen liebte wie auch bewunderte. Aus diesem Grund zweifelte sie manche Entscheidungen ihrer Eltern lange Zeit nicht an, nicht einmal wenn es um ihre Zukunft ging. Wahrscheinlich konnte man sagen vorallem dann nicht. Aus diesem Grunde verlagerte sich auch ihr Herzenswunsch als Erwachsene eine musikalische Laufbahn einzuschlagen schnell, nachdem sowohl Douglas als auch Harriet ihr Kind beiseite genommen hatten. Zu dem Zeitpunkt konnten sie auch nicht ahnen, dass sie ein anderes Feuer nährten, das ihnen in ein paar Jahren einiges an Contenance abverlangen würde.

Sprachen wurden, neben dem Gesang, zur großen Leidenschaft der Brünetten, welche während ihrer Schulzeit in diesem Bereich gefördert und -fordert wurde. Ihr erstes Zertifikat hielt sie bereits während ihrer High School Zeit in Händen, damals für ihr Französisch. Allerdings weckte vor allem ihre Freundin Edith den kulturellen und erkundenden Hunger der damaligen Jugendlichen. Edith Familie war schon oft wegen des Berufs ihre Vaters umgezogen, hatte so einen völlig anderen Einblick in Ländern bekommen, die während Calliopes Familienreisen aus abgesichertem Hotelgelände und Strandpartien bestanden. Sie durchblickte schnell das ihre Eltern sie von 'dem wirklichen Leben' in manchen ihrer Urlaubszielen streng abgeschirmt hatten und einmal entdeckt, konnte Calliope keinen blinden Fleck mehr für diesen Aspekt ihres Lebens entwickeln.

Sie begann sich eigene Meinungen zu bilden, Kontakt zu Personengruppen zu suchen, welche ihren konservativen Eltern die Haare zu berge stehen ließen – sei es durch Kleidung, Denken, finanziellen wie auch kulturellen Hintergrund oder ein anderes Wertevermögen. Dabei wurde Calliope klar, wie viel nicht-materiellen Reichtum sie aus ihrem Leben verbannte, weil ihre Familie ein Image zu pflegen hatte oder einfach, sich dem Wandeln der Zeit verschließen wollte. Es war ein schmaler Grad für die Heranwachsende ihren Horizont zu erweitern ohne in ständige Meinungsverschiedenheiten mit ihren Eltern zu geraten und damit letztlich der Beginn ihrer Geheimnisse.

So kam es, dass ihre Eltern quasi erst im letzten Moment von der geplanten Bewerbung für ihr Arabistik Studium erfuhren. Der Haussegen hatte definitiv nie so schief gehangen wie in den langen Monaten vor Calliopes Abschluss und Studienbeginn, aber sie ließ sich diese Entscheidung nicht ausreden. Ein Kompromiss in Form von Business Administration glättete die Wogen der Familie Varlett letztlich etwas.

Zwischen Fächern gefangen, die sie gerade zu verschlang und jenen die sie mit hängen und würgen auf passable Noten brachte, gehörte Calliope nicht zu den Leuten, die sich die Nächte um die Ohren schlugen. Lernen, Schlafen, ein Hauch von Freizeit die sich in Gesang kleidete und dann gab es da noch den Studentenjob bei der humanitären Stiftung, den Calliope durch ihren Dozenten ergattert hatte. In diesem kleinen Feld spielte sich ihr komplettes, festgefahrenes Leben ab. Der Kontakt zu ihrer Familie floss regelmäßig, aber erzeugte bei der Brünetten eine Menge Druck und wurde am Ende immer öfter mit der beliebten Entschuldigung, sie müsse arbeiten, abgewürgt. Gleichsam praktisch war das sich die University of Maryland am anderen Ende des Landes befand.

Ein erfrischender Wind kam erst in ihrem 2ten Jahr in Form von Maverick Larson, einem zeitweilig angeforderten Experten der Stiftung, in Calliopes Leben. Er war der erste, der es schaffte sie aus ihrem ständigen Sprung zur nächsten Pflicht zu erreichen und für den sie sogar die Mittagspausen überzog, welche vorher eigentlich nur genutzt wurden, um an anderen Baustellen ihres Lebens zu werkeln.
Der 6 Jahre ältere aus Vegas entschleunigte ihr Leben auf angenehme, wie auch beängstigende Weise und gab ihr seit langem wieder das Gefühl wirklich mit dem Leben an sich in Verbindung zu stehen. Manchmal gab es Momente, in denen sie einfach wusste, dass sie ihm ebenso Luft zum Atmen verschaffte. Keiner der Beiden sprach je über den Ring an seinem Finger. Nicht als er ihr den Arm umlegte, auch nicht als er ihr erlösend sacht das Haar aus dem Gesicht strich, umgeben von glitzernden Lichtern der Nacht. Ganz besonders blieb kein Platz für Worte, während sie nackt miteinander verschmolzen und ihr Geheimnis zu einer kleinen Parallelwelt wurde.

Die Affäre, welche für Calliope weit mehr als das war, hielt mehrere Jahre. Inzwischen hatte sie ihr Studium beendet, die entsprechenden Zertifikate für ihre Dolmetscher u. Übersetzer Karriere erworben und war wieder in die Nähe ihrer Heimat gezogen, genau genommen nach Seattle, wo sie ein Jobangebot des Seattle Children Hospitals ergattert hatte. Nicht sehr weit weg von ihren in die Jahre kommenden Eltern, mit denen sie sich wieder gut angenähert hatte und nur knapp drei Stunden Flugzeit von Maverick entfernt, zu dem es über die letzten Monate Spannungen gegeben hatte. Calliope forderte nie ein, er sollte seine Frau verlassen, dazu hatte er zu oft klar gemacht, dass es außerhalb der Realität lag, aber es gab Tage an denen sie deutlich spürte dass das Konzept auf dem diese Beziehung fußte auslaugend sein konnte. Dennoch sah sie nie nach links oder rechts, blieb immer treu und ging auf keine der Avancen ein.

Edith, die inzwischen ihre beste Freundin geworden war, öffnete sich Calliope wegen ihrer Affäre eines Abends dann doch und wünschte bis heute, sie hätte es nicht getan.
Inzwischen selbst Mutter zweier Kinder, mit dem dritten unterwegs, einem Ehemann der selbst viel auf Reisen war und der unterschwelligen Angst vor genau dem, was Calliope seit Jahren tat, sprengten Edith Verständnis für ihre Freundin. Ein Knacks der nicht mehr gekittet werden konnte, ganz gleich wie sehr Calliope sich auch bemühte. Die Frauen lebten sich auseinander. Es waren Abende wie diese, die ihr vor Augen führten, dass Maverick zu weit weg war. Nicht nur geografisch, sondern manchmal auch emotional.

Schwankende Monate in der Affäre der Zwei begannen. Ihr eigenes Versprechen, ihm nie seine Familie vor zuhalten, hatte Calliope längst gebrochen, vor allem da sie inzwischen wusste dass Maverick das Gefühl hatte an der Seite seiner Frau zu ersticken. Es waren intensive, turbulente, wie auch romantische Monate, die mit einem Brief in ihren Händen endeten, dass er seine Wahl getroffen hatte und in wenigen Stunden bei ihr sein würde. Samt gepackten Koffern. Doch das Schicksal hatte andere Pläne. 3 Wochen schwankte Calliope zwischen Unsicherheit, Verbitterung, Wut auf sich und die Welt, vor allem aber auf Maverick, der nie erschienen war.
Emotionen mit denen sie sich schwor nach dem Debakel um Edith allein zu Recht zu kommen und die am Ende alle samt in tiefe Trauer und Schuld umschlugen, als die Stimme von Mavericks bestem/bester Freund/in durch den Hörer kam. Der Mann war auf dem Weg zum Flughafen verunglückt.

Eine Nachricht die ihr den Boden unter den Füßen wegzog. Nachdem sie versucht hatte sich wochenlang zusammen zu halten, beantragte sie jedoch einen längeren Urlaub in dem sie sich einfach nur verkroch und nach viel Zuspruch von Mavericks besten/er Freund/in einen Flug nach Vegas buchte.
Hatte sie geglaubt die Zeit nach seinem Tod in Seattle sei schlimm gewesen, erwischte es sie jetzt erst richtig.
Sein Grab war einer der schmerzlichsten Anblicke ihres Lebens und ein brutaler Kontrast zur schillernden Stadt Las Vegas, die er immer so geliebt hatte. Dagegen kam ihr das regnerischen Seattle noch dunkler und trostloser vor, als es sich ohnehin seit seinem Tod anfühlte.

Im Zustand ihres schwirrenden Kopfes und gebrochenen Herzen, traf sie übereilt die Entscheidung ihren Job zu kündigen. Keine angebotene Summe konnte sie aufhalten, kein liebes Wort von Kollegen oder die besorgten, immer noch halb erzürnten Gesichter ihrer Eltern, als sie sich von ihnen verabschiedete. Nicht einmal die beharrlichen Worte des letzten Menschen, den sie in Seattle wirklich als Freund bezeichnen würde. Das One-Way-Ticket war gebucht. Ihre Tasche gepackt. Ein Motelzimmer in Boulder City ihr neues Heim.

Ihre Trauer versuchte sie dadurch zu bewältigen Mavericks Lieblingsorte in Vegas und Umgebung zu besuchen. Sich ihm wieder nahe zu fühlen und ihn los lassen zu können gleichermaßen, doch ein ehrlicher Blick auf das letzte Jahr zeigt dass weder das eine, noch das andere funktionierte. Dies zugeben zu müssen tat weh. Ganz besonders vor dem Hintergrund das sie sich einredete doch ein funktionierendes Leben zu haben: Es gab einen Job, eine Bleibe, Menschen denen sie wichtig war und die auch Calliope etwas bedeuteten. Funktionierend ist allerdings weit weg von glücklich, doch Einsicht ist bekanntlich der erste Weg zur Besserung.