Elias wuchs in einem Haushalt auf, in dem er früh lernte, Schweigen ist Gold, Reden ist noch nicht einmal Silber. Ein Vater, der oft Wut Ausbrüche hatte, wenn es an der Arbeit einmal nicht so lief, wie er es gerne hatte, und eine Mutter, die nur schweigend lächelnd diese Ausbrüche über sich ertrug und immer wieder sagte, ihr Mann ist ein Guter.
Elias verhielt sich still und beobachtete, er lernte schnell, dass Beobachtung und Analyse oft der Weg zum Sieg waren. Er hatte wenig Freunde und so entkam er den alltäglichen Ausbrüchen seines Vaters, in dem er an dem damals noch neuen, nun doch äußerst veralten PC der Familie herumschraubte und sich alles dazu lohnenswerte, selbst beibrachte. In der Schule sorgte er selten für Probleme, er war ein stiller Junge, der zwar seinen Lehrern das Gefühl gab, im Unterricht nicht aufzupassen, doch zeugten seine Noten von etwas anderem. Nachdem er die Schule beendet hatte, studierte er am MIT Informatik und machte dort seinen Master of Science (M.Sc.) in den Schwergebieten IT-Security und Software-Engineering
Elias kehrte nach Vegas zurück und gründete hier eine Firma für IT-Security. Er wusste genau, dass er nicht gerade den bildlichen Erwartungen eines Firmeninhabers entsprach, noch, dass er einige Millionen auf dem Konto hatte. So bekam ein alter Schulfreund von ihm, der sein Leben bis jetzt mit Betrug und Glücksspiel über Wasser gehalten hatte, einen Job von ihm. Sein Kumpel konnte schon immer gut Geschichten erzählen und Leute blenden, dass er dabei nicht schlecht aussah, kam auch nicht zugute. Elias bezahlte seinen Kumpel dafür, sich als Inhaber auszugeben. Selbst seine weiteren Mitarbeiter an verschiedenen Standorten wussten nichts davon, dass er der eigentliche Chef war.
Einige der Casinos in Vegas, hatten Elias Firma für ihre IT-Sicherheit angestellt, was keiner dieser Casinos mitbekam war, dass Elias hin und wieder, die ein oder andere kleinere wie größere Doller Note vom digitalen Konto verschwinden ließ und dann erstaunlicherweise auf seinem Konto auftauchen ließ.
Etwas, das er eigentlich nicht nötig hatte, da seine Firma ihm gutes Geld einbrachte, dennoch tat er es zum Spaß, um seine Heckerfähigkeiten nicht einrosten zu lassen.
Sein Leben war geregelt, die immer wieder kehrenden Abläufe, dies änderte sich, als er ihr begegnete. Er hatte einen scheiß Tag gehabt. Ein scheiß Tag, wie er schon viele zuvor gehabt hatte und sicherlich würden noch viele weitere Folgen. Dieser fühlte sich anders an und als er in der Bar saß und am Trinken war, schien die Welt dunkel und grau zu werden. Bis sie auftauchte. Er kannte sie nicht, damals jedenfalls nicht, doch ihr Lächeln erhellte seine tristen Gedanken und das einfache Hallo, das sie ihm zusprach. Nun, Elias war besessen von diesem Lächeln, und der Gedanke, dass sie zu gut für diese Welt war, machte sich in ihm breit.
Es ist nichts Tolles, nichts Lobenswertes noch Ritterliches dabei, wenn ein Mensch einen anderen stalkte und dennoch war es genau das, was Elias mit ihr machte. Er redete sich selbst ein, er tat es um auf sie aufzupassen, folgte ihr im Dunklen um sicher zu gehen, dass sicher heim kam. Brach bei ihr ein um zu überprüfen wie gut ihre security war und kaufte ihr eine Alarmanlage. Er heckte sich in ihr Digitales Leben um heraus zu finden was sie mochte und was nicht und kaufte ihr Kleinigkeiten. Er stand nachts an ihrem Bett und beobachtete sie. All das, tat er nur um sicher zu gehen, dass es ihr gut ging.
Er wusste in welche Bars sie ging und tauchte auch dort auf, immer im Schatten immer ein wachsames Auge, niemand war gut genug für sie, niemand konnte sie so beschützen wie er. Es war krank, aber er sah es nicht. Wenn ein Mann sie dumm von der Seite anmachte, lauerte er diesem an der nächsten ecke auf und sorgte dafür, dass er es bereutet, so mit ihr umgegangen zu sein. Und die Männer die es mit ihr ernst meinten, bekamen plötzlich Nachrichten auf ihr Handy geschrieben, dass sie die Finger von ihr lassen sollten. Sie war sein, auch wenn sie es noch nicht wusste.
Mittlerweile schrieb er ihr hin und wieder mit Unbekannter Nummer, eins stand fest, er würde ihr nie etwas tun, aber er würde sie auch nie gänzlich in ruhe lassen können.
Wir haben keine gemeinsame Geschichte, jedenfalls nicht, wenn man dich fragen würde.
Für mich fing alles vor einigen Monaten an, als mein Tag einfach nur beschissen war. Ich saß in einer Bar und du gingst an meinem Tisch vorbei, du lächelst mich an und sagtest etwas zu mir, ich weiß nicht mehr genau, was es war, nur dass mein Tag plötzlich mit hellem Licht geflutet war. Deinem Licht.
Und es war an mir, dieses Licht zu beschützen, von dem Moment an folgte ich dir, heckte mich in dein Handy und in deinen PC. In der Nacht folgte ich dir, um sicherzugehen, dass du sicher nach Hause kamst. Ich fand heraus, wo du wohntest und brach in der Nacht bei dir ein, um dich beim Schlafen zu beobachten.
Du gehst abends aus und ein Mann macht dich dumm von der Seite an ... keine Sorge, wenn er dich das nächste Mal sieht, wird er die Straßenseite wechseln. Der Typ, den du angefangen hast zu daten, der aber einfach nicht gut genug für dich war, in meinen Augen, mach dir keine Sorgen, er wird dich nicht wieder belästigen, er weiß, du hast etwas Besseres verdient.
Ich verfolge deinen Alltag, die guten und auch schlechten Zeiten. Sehe wenn du strauchelst und nicht mehr kannst und immer bewahrst du dir dein lächeln, dein Licht, egal wie sehr andere versuchen es zu dämpfen.
Dass dich jemand beobachtet und verfolgt, hast du sicherlich schon bemerkt, aber nicht, wer ich bin.
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